Vor etwa einem Jahr eröffnete die Fondation Ali Farka Touré eine facebook-Seite, auf der laufend Stücke von Ali Farka, in alten Videos oder mit Standbild, Interviews, Dokumentarfilme hochgeladen werden – getreu dem Motto: „Une journée sans avoir écouté une chanson de Ali Farka Touré est une journée perdue“ – „Ein Tag, an dem man kein Lied von Ali Farka Touré gehört hat, ist ein verlorener Tag“. Hier also ein Eintrag und => der Link zur facebook-Seite.
Il y a environ un an, la Fondation Ali Farka Touré a ouvert une page facebook sur laquelle des morceaux d’Ali Farka, en vidéos anciennes ou en images fixes, des interviews, des documentaires sont fréquemment publiés – selon la devise : „Une journée sans avoir écouté une chanson d’Ali Farka Touré est une journée perdue“. Voici donc une entrée et => le lien vers la page facebook.
L’album Talking Timbuktu (1993) en duo avec Ry Cooder, le guitariste américain, pour lequel il reçoit son premier Grammy.
Das Album Talking Timbuktu mit Ry Cooder, für das er seinen ersten Grammy erhielt.
MORE Ali Farka Touré in MALI-INFOS (5 Posts)
Letztes vom Mittelpunkt der Welt
Vier Monate nach seinem Tod erscheint „Savane“, das Vermächtnisalbum des malischen Gitarristen Ali Farka Touré († 07.03.2006)
DIE ZEIT – 13.07.2006 Nr. 29
Von Thomas Groß
Aufnahmen, die unter dem Eindruck unheilbarer Krankheiten entstehen, haben ihr eigenes Pathos. Famous last words: Der Künstler weiß, was bald auch das Publikum wissen wird, dass alles zum letzten Mal geschieht, dass danach nichts mehr kommt. In einem finalen Akt der Selbstvergewisserung rafft er Mittel und Möglichkeiten zusammen, prüft die Tradition, aus der er kommt, und fragt, was davon bleiben wird, dies alles in der Hoffnung, es möge unterm Strich nicht zu wenig sein. Dass mit dem Erlöschen des eigenen Ausdrucksvermögens zugleich eine Ära zu Ende ginge, das allerdings können die wenigsten von sich behaupten.
Als der afrikanische Gitarrist und Sänger Ali Farka Touré zur Session in ein Hotel am Niger rief, wusste er längst, dass der Krebs in seinen Knochen nicht zu besiegen sein würde. Also versammelte er Männer und Frauen seines Vertrauens um sich, packte das Instrument aus, das er seit langem schon nicht mehr angerührt hatte, er grub im Fundus eines in mehr als sechzig Jahren zustande gekommenen Repertoires nach Melodien und Rhythmen, die er den Mikrofonen einer mobilen, eigens zu diesem Zweck von der Londoner Plattenfirma World Circuit herangekarrten Aufnahmeapparatur anvertraute, auf dass noch einmal zusammenkomme, was den großen Ali zu Lebzeiten auszeichnete. Und sage keiner, es sei eine Kleinigkeit.
Die Bilder, die Firmenchef Nick Gold von den Arbeiten an Alis letztem, Savane betiteltem Album anfertigen ließ, zeigen nicht einfach einen Artisten bei der Vollstreckung seines Testaments, sie führen vor, wie ein sterbender König Hof hält. Ehrerbietig nähern sich die erwählten Mitmusikanten, küssen die Hand des Meisters, bevor sie, in ihrer Heimat
Mali selbst hochgerühmte Instrumentalisten, mit einer für Westeuropäer erstaunlichen Klaglosigkeit den ihnen zugewiesenen Platz einnehmen. Selbst die angereisten Männer hinter den Reglern sind bloße Erfüllungsgehilfen eines höheren Plans, Ali ist es, der den Prozess mit seiner natürlichen Autorität vorantreibt, hier den Groove vorgibt, dort mit gebieterischer Geste verwirft. Erst als der letzte Ton so sitzt, wie er ihn in seinem Kopf hört, entspannt sich seine Miene: Jetzt kann die Musik hinaus, zu den Hörern.
Es bedarf keiner prophetischen Gabe, um vorherzusagen, dass sie im wachsenden Segment „World Music“ ein begeistertes Publikum finden wird. Savane hat alles, was Klängen aus Mali in den letzten Jahren einen kleinen Exportboom bescherte: die kargen Blue Notes, die keiner so trocken aus dem Handgelenk zu schütteln verstand wie Ali Farka Touré, die Call-and-Response-Gesänge mit ihrem Echo ländlicher Traditionen, die mystische Anmutung, die aus der Tatsache resultiert, dass Sänger in Westafrika eine weitenteils noch lebendige Kommunikation mit den Geistern von Fluss und Steppe unterhalten. Sie sind Privilegierte, die die Lebenden mit Nachrichten aus Dies- und Jenseits versorgen. Auch ungeübte Ohren verstehen auf Anhieb, dass hier die Quersumme eines außergewöhnlichen Musikerlebens gezogen wird. Weit schwerer fällt es, die Faszination in Worte zu fassen.
Mit dem Niger-Strom ist Alis Kunst verglichen worden, aber auch mit seiner Antithese, der Wüste im Norden. Flüchtig wie die Dünenkämme der Sahara soll sie sein und zugleich verwurzelt in Afrikas roter Erde – und klingt nicht manches wie ein Blues? Zum dunklen Kontinent gelangt die westliche Musikkritik stets nur auf metaphorischen Krücken, Bilder müssen einspringen, wenn die Sprache gewohntes Terrain verlässt, und wenn nichts mehr geht, kommt die Kamera zum Einsatz. Golds Dokumentation zeigt, was schon viele Reisende vor ihm in der Statur des Patriarchen gesehen haben: einen malerischen Bluesbauern, der in seinem Heimatdorf Niafunké bei Timbuktu unter schattenspendenden Bäumen sitzt und traumverloren einige Akkorde auf der Gitarre zupft, sie folgt ihm hinaus auf die Wasser des Nigers, wo wie seit tausend Jahren die Schifflein vorüberziehen und die Abendsonne auf den Wellen glitzert.
Der Blues und der große Fluss – sie wenigstens suggerieren einen Zugang zum Unzugänglichen, neue Nahrung für die alte These von den gemeinsamen Wurzeln westafrikanischer und afroamerikanischer Musikstile: Der Mississippi liegt am Niger, hier fließt alles zusammen. Ali, der in Niafunké das Amt eines Bürgermeisters bekleidete, das Geld aus seinen Schallplattenaufnahmen in Bewässerungsprojekte für die Savannenlandschaft steckte, hat dieser Sicht – allerdings in einer stark afro- und zugleich egozentrischen Variante – stets zugestimmt. Er selbst, pflegte er gleichnishaft zu verkünden, sei im Besitz von Stamm und Wurzeln, die anderen stellten nichts als Zweige dar. Was wiederum neue Mali-Pilger auf der Suche nach dem Eigenen im Fremden anzog. Doch bei so viel Spekulation sind Sinnestäuschungen an der Tagesordnung.
In Wahrheit gibt es zwar formale Übereinstimmungen: die Pentatonik, den weitgehenden Verzicht auf Akkordprogressionen und Tonartwechsel. Vergleichende Studien würden vermutlich ergeben, dass der König der Wüstengitarre mehr von John Lee Hooker und Otis Redding gelernt hat, als er zeit seines Lebens zuzugeben bereit war, und bereits die Übertragung traditioneller Weisen auf die sechs Saiten des Instruments ist ein kultureller Transfer. Alles andere macht einen Unterschied ums Ganze, denn Ali verkörpert eine Musik vor dem Sündenfall. Wo der amerikanische Blues das Schicksal der Verschleppung beklagt, verhandelt er in den Dialekten der Peul, Sonrai und Zarma Themen des Ackerbaus und der Viehzucht. Und wo mancher Entwurzelte dem Schnaps verfiel, weiß er sich eins mit der Landschaft, aus der er hervorgegangen ist.
Was Ali Farka Touré für westliche Wurzelsucher bis heute so attraktiv macht, ist die grandiose Statuarik seiner Figur. Mochte in den Städten des Westens, deren Betten er nicht mochte, deren Essen ihm nicht schmeckte und deren Sitten ihn anekelten, auch alles Althergebrachte in Auflösung begriffen sein, mochten Fernsehen, Internet und Telefon den Sänger als Übermittler von Nachrichten abgelöst haben, er selbst saß in der vollen Überzeugung, den Mittelpunkt der Welt zu bewohnen, in seinem Dorf am nördlichen Nigerknie und rührte sich mit einer an Sturheit grenzenden Beharrlichkeit – kaum umsonst bedeutet „Farka“ so viel wie Esel – nicht von der Stelle. Seine Fans in den Industrieländern wussten, was sie an ihm hatten: einen Ruhepol im Sturm der Globalisierung, einen Mann der glasklaren Weisheiten.
Dass so viel Abwendung keine Zukunft haben würde, muss er am Ende seiner Tage selbst geahnt haben. In der malischen Hauptstadt Bamako regte sich bereits vereinzelt Spott über den Patriarchen aus dem Hinterland, und die Jugend dort hört mittlerweile, wie anderswo auch, lieber HipHop. Zu einem letzten Zeugnis seiner schwindenden Kunst aber hat der am 7. März gestorbene Ali sich aufgerafft, und es bietet bis in die Details hinein noch einmal alles, wofür sein Name stand. Das Cover von Savane zeigt ihn als großen Ruhenden, von der Krankheit bereits in die Vertikale gezwungen, ohne dabei siech zu wirken. Was sich hinter den Augen eines Chamäleons verbirgt, mit denen er vom Sessel aus die Welt betrachtet, zeigt die Aufnahme nicht. Allein die Vorstellung, er könnte noch immer dort sitzen, tröstet.
© 2006 zeit.de
Décès d’Ali Farka Touré
RFI – 07.03.2006
Par Gilles Seydoux
Le musicien légendaire est mort des suites d’une longue maladie.
De son vrai nom Ali Ibrahim Touré, Ali Farka Touré a marqué de son empreinte l’histoire de la musique africaine et, plus largement, de la world music. Ayant acquis une renommée internationale au cours d’une carrière de plus de 30 ans, le musicien malien a toujours su conjuguer sa passion de la musique et l’amour de sa terre
Adolescent, il assiste à un concert du Guinéen Fodeba Keita. Ce concert est pour lui une révélation, il s’engage sur cette voie artistique. Durant de nombreuses années, cet autodidacte fait son apprentissage, alternant petits boulots et expériences musicales diverses. Il perfectionne sa pratique de nombreux instruments (guitare, accordéon, percussions), il s’essaye à la composition et fait ses premiers pas de musicien professionnel au début des années 60 dans des groupes locaux. A 30 ans, Ali Farka Touré effectue ses premiers voyages en dehors de l’Afrique. La découverte de la musique noire américaine et plus particulièrement le blues de John Lee Hooker sera déterminante, convaincu que cette musique est en filiation directe avec la musique des peuples du nord du Mali dont il s’est nourri.
Après avoir participé à l’aventure de l’orchestre Radio Mali, il sort son premier album Farka en 1976 qui remporte un grand succès dans son pays et lui ouvre les portes de la France.
Sa carrière internationale prend un véritable tournant en 1987 lorsque, après avoir joué à Wembley en Angleterre devant 18000 personnes, il enchaîne une tournée dans le reste de l’Europe, aux Etats-Unis et au Japon. En pleine vague „world music“ Ali Farka Touré s’impose comme l’un des artistes africains les plus respectés dans le monde. Les années 90 confirment cette notoriété avec la sortie de l’album The Source -en 1991-, et des collaborations avec John Lee Hooker ou encore Ry Cooder. Après un album hommage aux musiciens maliens en 96 avec la publication de l’album Radio Mali, le chanteur annonce sa retraite en 1997, et revient à son premier métier, agriculteur. Il consacre dès lors l’essentiel de son temps et de ses ressources à améliorer la situation agricole et sociale de Niafunké, son village natal dans la région semi-désertique du Mali du Nord. Son implication dans la vie de son village sera marquée par son élection comme maire en 2004. Malgré cette retraite annoncée, d’autres collaborations et albums suivront néanmoins avec, en 2005, la sortie de l’album In the heart of moon en duo avec son compatriote Toumani Diabaté. Un album récompensé le mois dernier par un Grammy Award. Guitariste exceptionnel, il a transposé le style traditionnel du Nord du Mali, région de sa naissance, et à lui seul, a fait connaître le style appelé “ Blues du désert “ au public international. Ali Farka Touré venait de terminer son nouvel album solo. Il s’est éteint ce mardi à l’age de 67 ans. .
© 2006 rfi.fr